Erneuerbare Energien in der Landwirtschaft – vom Landwirt zum Agrarwirt

Windräder auf Feldern, Solarpanels auf dem Dach, Biogasanlagen – erneuerbare Energien für die Landwirtschaft prägen schon länger unsere Landschaft. Doch wo liegen die Vorteile dieser Anlagen? Und ist vielleicht sogar eine autonome Versorgung sinnvoll und möglich? Im Gespräch mit Bio-Landwirt Stefan Ruckelshaußen, Geschäftsführer der Food & Energy Campus Groß-Gerau GmbH.

In Deutschland nutzt die Landwirtschaft im Bereich der erneuerbaren Energie laut statistischem Monatsheft Baden-Württemberg 6/11 Photovoltaikanlagen, Biomasse, Wasserkraft und Windkraftanlagen. Laut Bundesministerium für Wirtschaft und Energie wächst der Anteil der grünen Energien am deutschen Energiemix stetig, zuletzt von rund sechs Prozent im Jahr 2000 auf rund 46 Prozent in 2020. Dieser starke Anstieg ist unter anderem auf die intensive Förderung des Bundes zurückzuführen. Um das Ziel des Pariser Abkommen “European Green Deal” der Klimaneutralität bis 2050 nachzuverfolgen, sollen im Zeitraum von 2018 bis 2022 rund 6,4 Milliarden Euro in Fördermitteln zur Energieforschung bereitgestellt werden. Laut Bundesministerin Julia Klöckner wird das Klimaziel ohne vermehrte Nutzung von Biomasse nicht zu erreichen sein, deshalb muss in Forschung und Entwicklung investiert werden.

Wir fragen Stefan Ruckelshaußen, Bio-Landwirt aus Überzeugung und Leidenschaft, Mitbegründer des Food & Energy Campus Groß-Gerau, in dem er seine Lebenseinstellung weitergeben und weiterentwickeln kann. “Ja, seit ich denken kann, war meine Familie immer als Landwirte tätig. Ich kann diese „Berufung“ viele Generationen zurückverfolgen. Früher hat man noch alles in Handarbeit erledigt. Im Laufe der Zeit wurde immer mehr durch Technik ersetzt und heute sitze ich fast nur noch am Schreibtisch, denn die Verwaltung und Antragstellung nimmt viel Zeit in Anspruch. Besonderer Wandel liegt in der Gewinnung Ernährung und Energie. Das hat zum Food & Energy Campus geführt mit der Idee die Kreisläufe und Ressourcen zu schließen und effizient zu nutzen. Für mich ist die Natur das beste Beispiel: Abfall kennt die Natur nicht. Dies ist unser Ansatz, den wir rund um die Biogasanlage verwirklichen, nicht nur aus idealistischen Gründen, sondern auch wirtschaftlich findet diese Idee wie The European Green Deal zeigt, genau den Nerv der Notwendigkeit”, sagt Stefan Ruckelshaußen.

Biomasse als Zukunftsmodell

Welche Vorteile sieht Bundesministerin Julia Klöckner ausgerechnet in Biomasse? Sie bezeichnet diese in einer Pressemitteilung vom 05.05.2020 als „Alleskönner“: mit der nachhaltigen, CO2-freien Energieversorgung können sowohl Strom, Wärme als auch Treibstoff gewonnen werden. Aus beispielsweise Stroh, Mist, Gülle oder Biomüll, aber auch eigens für die Stromerzeugung angebaute Biomasse wie Mais entsteht der feste, flüssige oder gasförmige Energieträger. Zusätzlich von Vorteil ist, dass dieser gut gespeichert werden kann und unabhängig von Wetter oder Tageszeit flexibel zur Verfügung steht. Bei der Verwendung dieser erneuerbaren Energie entsteht also nicht nur grüner Strom, sondern auch eine verlässliche zusätzliche Einnahmequelle. Stefan Ruckelshaußen hierzu: “Auch wir sind der Ansicht, dass alle Elemente einer Wertschöpfungskette in einem Kreislauf aufeinander abgestimmt sein sollten. Konkret heißt das: jedes „Abfallprodukt“ sollte im nächsten Schritt des Prozesses wieder als Rohstoff eingesetzt werden, um zu vermeiden, dass Ressourcen verloren gehen. An den Standorten des Food & Energy Campus wenden wir diesen Grundsatz an und verbinden die Erzeugung erneuerbarer Energien mit ökologischer Landwirtschaft. Unsere Reise begann mit der Biogasanlage und aktuell liefern etwa 50 Landwirte aus der Region ungefähr 24.000 Tonnen Energiepflanzen wie Mais, Zuckerhirse und Grünroggen pro Jahr, die in der Biogasanlage in elektrische Energie umgewandelt werden und rund 9 Millionen Kilowattstunden versorgen etwa 2300 Haushalte mit Strom. Und wir gehen noch einen Schritt weiter: Die flüssigen Gärreste aus der Biogasproduktion wurden bisher als Dünger auf landwirtschaftlichen Flächen der Umgebung verwendet, aber das führte zu erhöhtem Lärm und Abgasbelastung beim Austragen. Jetzt gelingt uns durch einer digitalen Filtermethode die Gärreste in eine flüssige und eine feste Komponente zu trennen. Die flüssige Variante wird als Nähr- und Düngerstoff den Pflanzen im Indoor-Farming Anbau, dem Green-Dome zugeführt und die Feststoffe in einer Pyrolyse-Verfahren vor Ort zu Pflanzenkohle veredelt. Damit schließen wir wieder eine Kreislaufbaustelle.”

Sonne, Wind und Wasser

Naheliegend ist jedoch nicht nur der Gebrauch von Biomasse. Laut dem statistischen Monatsheft Baden-Württemberg nutzen Landwirte weniger Freiflächen oder Felder, aber dafür umso mehr die großen Dächer von Ställen und Scheunen, um Photovoltaikanlagen zu installieren. Diese haben gegenüber Biogas- oder Windkraftanlagen den Vorteil einer einfachen Installation und relativ niedrigen Investitionskosten. So kann Strom erzeugt werden oder der eigene Bedarf an Warmwasser umweltfreundlich gedeckt werden. Anlagen zur Nutzung von Wind- und Wasserkraft sind dagegen mit höherer Investition verbunden und rentieren sich besonders in wind- und wasserreichen Regionen. Stefan Ruckelshaußen sieht die Zukunft in der Verbindung unterschiedlicher Energiequellen und der Nutzung unterschiedlicher Synergien im Indoor-Farming Bereich. “Unser Ziel darf nicht nur sein dafür zu sorgen, dass wichtige Ressourcen wie Energie, Wasser und Nährstoffe nicht verloren gehen, sondern diese auch zu generieren”, so Stefan Ruckelshaußen.

Die Food & Energy Campus GmbH ist eine Tochtergesellschaft der MABEWO AG. Die MABEWO-Gruppe investiert in die Entwicklung und den Betrieb von innovativen Anlagen im Bereich Erneuerbare Energien wie Solarenergie, Wasserkraft und Deponieentgasung, zumeist in der Verbindung mit lokaler Produktion von Lebensmittel. “Auf dem Food & Energy Campus verbinden wir die Systeme: Die Pflanzenaufzucht erfolgt in Indoor-Farmen, dem Green-Dome, die Nährstoff- und Wasserzufuhr aus den Reststoffen der Biogasanlage erfolgt gezielt an den Wurzeln. Ressourcenschonende Verfahren bedeuten für uns, dass eine effiziente Produktion von Lebensmittel in Indoor-Farmen erfolgt. Der Schutz der Pflanzen vor direkten Umwelteinflüssen, wie Witterung, Schmutz oder Schädlingen ist durch die geschlossene Modulbauweise gegeben. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln wird damit überflüssig und die optimalen Wachstumsbedingungen erfolgen mittels LED-Lampen und Regelungstechnik, die ihre Energie direkt aus den Photovoltaik-Modulen auf dem Dach des Green-Domes ziehen. Zudem wird das Wasser, das aus den Gärresten erhalten bleibt dem Kreislauf der Pflanzenzucht zugefügt. Flüssige Nährstoffen aus der Biogasanlagen versorgen die Pflanzen und die festen Überbleibsel werden in hochwertige Pflanzensubstrate verwandelt. Auf diese Weise werden die Reststoffe der Energieerzeugung zum Grundstein für die Lebensmittelproduktion in den Green-Domes”, so Stefan Ruckelshaußen.

Autonom mit eigenem Strom

Nun sinkt seit einigen Jahren jedoch die Einspeisevergütung für aus Solarmodulen gewonnenen Strom. Auch Stromspeicher lohnen sich meist nicht, sie werden als zu teuer und nicht wirtschaftlich bezeichnet. Gleichzeitig steigt in vielen Betrieben der Stromverbrauch, mehr Maschinen werden eingesetzt und mehr Maschinen werden elektrisch betrieben. So ergibt sich die Möglichkeit, den eigens gewonnenen Strom nicht zu verkaufen, sondern für den Eigenbedarf im Betrieb zu nutzen. Die Fachzeitschrift photovoltaik berichtet über einen solchen Betrieb, der Ommenhof in Ostfriesland mit 100 Milchkühen und fünf Ferienwohnungen. Beim Verrechnen von Stromverbrauch, Stromgewinnung und Stromkosten stellte sich dort heraus, dass durch Eigennutzung mehrere Tausend Euro im Jahr gespart werden können und im Sommer durch Einspeisung des Überschussstroms zusätzlich etwas verdienst werden kann. Dennoch gibt es auch hier Herausforderungen: der Hauptstromverbrauch des Betriebs beim Melken liegt außerhalb der Sonnenstunden. So rechnet sich eine reine Nutzung der Sonnenenergie durch hohe Speicherkosten nicht. Der Hof ist nicht energieautark, sondern produziert etwa 70 Prozent seines Stroms selbst.

“Ja, es gibt noch zahlreiche Baustellen, aber Lösungen sind möglich. Wir werden zunehmend gefordert sein unsere Ballungsräume selbst mit Lebensmitteln zu versorgen und unabhängiger von globalen Logistikketten zu werden. An den Standorten der Food & Energy Campus leisten wir dafür einen wichtigen Beitrag. In unseren Indoor-Anlagen, den Green-Domes, produzieren wir Lebensmittel und gewinnen gleichzeitig Strom. Damit können sowohl die der Landwirtschaft zugeordneten Emissionen gesenkt und die negativen Auswirkungen wie Gewässerverschmutzung und Rodung minimiert werden”, erklärt Stefan Ruckelshaußen abschließend.

Dezentrale erneuerbare Energieversorgung als Zukunftsmodell?

Auch das Bundesumweltamt sieht vor allem im ländlichen Raum dezentrale erneuerbare Energieversorgung als Zukunftsmodell an. Auch wenn Landwirte sich wohl bis auf Weiteres nicht autark versorgen, sondern erstmal einen möglichst grünen Energiemix nutzen, wie uns das Beispiel des Food & Energy Campus Groß-Gerau deutlich macht, die mit der MABEWO-Gruppe im Segment Clean Energy auf die Weiterentwicklung der Produktion und Einspeisung von regenerativ erzeugter Energie setzt. Der Ausbau und Betrieb von Deponieentgasungen, Biogasanlagen, Solar-Domes und Kleinwasserkraftwerken sind die nächsten Schritte unter der Prämisse, dass die Technologien mit höchster Flexibilität, strikte Modularität für beste Effizienz zukunftsweisend sind.

V.i.S.d.P.:

Lisa Witt
Au-pair in Paris & Bloggerin

Über die Autorin:

Lisa Witt hat im Sommer 2020 in Münster ihr Abitur absolviert und lebt nun in Paris. Dort arbeitet sie als Au-pair, bloggt als Freelancerin , lernt Französisch und bereitet sich auf ihren Studienstart im Sommer 2021 vor.

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Vertreten durch Herrn Jörg Trübl

Die MABEWO AG steht für Nachhaltigkeit. „Make a better world“ investiert in die Zukunft und schafft Lebensgrundlagen, in denen grundlegende Bedürfnisse abgedeckt werden: MABEWO nutzt Photovoltaikanlagen zur Wasser- und Stromproduktion. MABEWO ist ein verlässlicher lokaler Dienstleister, der die Lebenssituation der Menschen verbessert und Arbeitsplätze schafft. Herr Jörg Trübl ist ausgebildeter Umweltingenieur und verfügt über 20 Jahre praktische wirtschaftliche Erfahrung in der Unternehmensführung als Berater, Coach und CEO von KMUs in Europa. Weitere Informationen unter: https://www.mabewo.com/

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