Theaterfest auf dem großem Boulevard in Bukarest
FESTin pe Bulevard Nr. VII (von Dieter Topp)
Das Nottara Theater in Rumäniens Hauptstadt Bukarest wurde im Jahre 1947 gegründet. Über 70 Jahre ununterbrochener Erfahrung garantieren dem Theater am Bulevard Magheru seine verdiente Beliebtheit und die Lebensdauer, selbst wenn es um den Fortbestand der Räumlichkeiten schon einmal gegenteilig aussah. Das Nottara als Mitglied der großen Kulturvereinigungen in Rumänien und der europäischen Festivalunion pflegt repräsentative Theaterstücke bedeutender klassischer und wichtiger zeitgenössischer Verfasser nationaler und internationaler Schauspielkunst.
Immer wieder muss Generalmanagerin und Festivalchefin Marinela Tepes nicht nur generelle Existenzkämpfe ausfechten, andererseits der radikalen Sparaktion der Regierung gerecht werden. Dies war 2019 besonders hart, viele glaubten nicht, dass wieder ein FESTin pe Bulevard zustande kommen werde. Doch allen Unkenrufen zum Trotz gelang es der umtriebigen Chefin eine siebte Ausgabe Ende Oktober auf die Beine zu stellen.
Befreundetet Theater des Landes sagten Hilfe zu, selbst wenn man ohne Gagen spielen müsse, ein Statement das zeigte in welchem Verhältnis das Haus zu seinen Kollegen steht. In dieser siebten Ausgabe des „FESTin pe Bulevard“- Jahr breitete das Theater vom 11.-20. Oktober in eben diesem Sinne seine Aktivitäten aus. Zahlreich brachten Theater aus dem ganzen Land ihre Bestseller nach Bukarest, so dass erneut mit breit gefächerter Palette rumänischer Produktionen auch und besonders mit Stücken internationaler Schriftsteller ein großer Teil des Festivals abzudecken gelang.
Dies freute die angereisten Gäste aus mehreren europäischen Ländern, den hier konnte man sich einen genügenden Einblick in rumänisches Theaterschaffen verschaffen. Craiova mit seinem international berühmten Shakespeare Festival war vertreten. Die Theater von Targu-Mures, Ploiesti , Deva, Cluj, Pitesti, Arad, Braila, Satu Mare und Targoviste warteten mit zum Teil sehr guten Produktionen auf.
Das Nottara Festival, das sich kontinuierlich geöffnet immer auch auf der Suche nach internationalen Beiträgen befand und nicht scheute, ausländische Presse und Beobachter hinzu zu bitten, wurde auch in dieser Ausgabe durch Citizen.Kane.Kollektiv aus Stuttgart, Drama und Puppen-Theater aus dem bulgarischen Vrata, dem Russisch-Tatarischen Nationaltheater Kamal aus Kazan, sowie dem Ensemble Aspamia aus Tel Aviv bestens ergänzt.
Hauptstadt-Publikum und ausländischen Gästen ergab außerdem die Möglichkeit gegeben, zahlreiche hochkarätige Nottara-Eigenproduktionen anzuschauen. Diese konnten ausgiebig genossen werden, da allesamt mit englischen Untertiteln versehen. Großes Erstaunen tat sich breit über ein gut gefächertes, gesamtrumänisches Theater-Bild.
Regisseurinnen wie Alina Hiristea, Elena Nevejina, Luana Hagiu und Dalia Shimko machten allerdings einen kleinen Anteil im Rahmen der zahlreichen Veranstaltungen aus. citizen.KANE.Kollektiv hielt es da schon besser mit dem „Kollektiv“ als Form des zukünftigen Theaterschaffens. Bei den Regisseuren, die den Rest der über 30 Stücke dominierten, seien Cristi Juncu mit intensivem Fingerspitzengefühl für das Entwickeln besonders von Problemcharakteren und Andrei Majeri, Tausendsassa und Shootingstar in der rumänischen Theaterszene genannt.
Krise mit der Weiblichkeit im Festival 2019
„Theater beherrscht die Kunst der Kommunikation und ist prädestiniert, sich allumfassenden Krisen zu widmen“, so Marinela Tepus. „Über Frauen und Weiblichkeit zu reden lautet unser Ziel. Wir machen auf soziale Dysfunktionen aufmerksam, stellen Fragen und geben manchmal sogar Antworten“, so die Festivalleiterin weiter. Darin inbegriffen waren Debatten über die Frau als Mutter, Frau/Mann- Karrieren und vor allen Dingen über den Status der Frau, die all das in sich vereint. Begeisterte Befürworter, kritische Gegenstimmen, hitzige Debatten, seriöse Analysen und immer gerne mit einer ordentlichen Portion Humor angereichert. Symposien, Buchvorstellungen und Lesungen rundeten das Festival-Geschehen auf dem Magheru Bulevard ab.
Theater in der Krise
Damit hätte sich das allumfassende Thema anlassen können. Doch das Nottara hat es wieder einmal geschafft, krisenfest zu überleben und seinen Weg zwischen guter Unterhaltung und echtem Engagement gefunden und realisiert zu haben. Krisensicher zu sein mag dem Theater und seiner standfesten Crew für das kommende Jahr von Herzen gewünscht sein. (www.nottara.ro)
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